Islam und Homosexualitaet:
الحمد لله - ich bin Muslim, und ich bin schwul!

Homosexualität im Islam

Das Ergebnis der Beschäftigung vieler Jahre mit dem Thema „Islam und Homosexualität“ ist in den folgenden Zeilen zu finden und wurde mit Hilfe der künstlichen Intelligenz (ChatGPT) ergänzt: Die Annahme dabei war, dass ChatGPT Dateien durchsucht, die nicht ohne weiteres zugänglich sind und weitere Argumente liefern.

Für muslimische Gelehrte, Kommentatoren und andere, die sich bei dem vorliegenden Thema mit dem Qur'ân befassen, dem offenbarten Wort Allahs, ist es durch alle Jahrhunderte bis heute unwichtig, ob die Basis, die Voraussetzungen, auf der sie Ihre Aussagen und Meinungen stützen, beweisbar und belegbar sind. Sie verlassen sich, wie hier gezeigt wird, auf legendenhafte Erzählungen, phantasievolle Narrative, statt einzig nach den Fakten zu fragen und ihre zu Grunde gelegten Annahmen kritisch zu prüfen, zu hinterfragen. Und entsprechend fehlerhaft fallen ihre abgeleiteten Meinungen aus. Und die noch weniger Gebildeten ihrer Anhänger folgen ihnen und machen deren Standpunkte zur Basis ihrer Entscheidungen, was  Islam für sie sein soll.


Der Qur'ân und damit der Islam waren nie homophob und sind nicht homophob.
Aber viele Muslime sind es weiterhin.

Wer sich mit der Frage beschäftigt, ob im Islam Homosexualität zulässig sei, erfährt sehr schnell, dass viele Muslime sie als verboten ansehen, manchmal in einer Weise, als ob der Islam gleichzusetzen sei mit einer homophoben Grundeinstellung, so dass Homosexuelle sogar zu Nicht-Muslimen erklärt werden.

Warum der Rückgriff auf Künstliche Intelligenz?

ChatGPT

Auf die Frage:„Wie begrenzt sind die Quellen für Künstliche Intelligenz, wie verlässlich sind ihre Aussagen?“ gibt ChatGPT (19.04.2025) u.a. folgende Selbsteinschätzung:
Wie sollte man KI-Aussagen einschätzen?
Gut bei allgemeinen Themen: Geschichte, Wissenschaft, Sprache, Technik, Erklärungen usw.
Vorsicht bei sensiblen Themen: Medizin, Recht, Ethik, Religion – da sollte man immer noch Fachleute oder Primärquellen hinzuziehen.
Ideal als Startpunkt: KI eignet sich super zum Ideen sammeln, Strukturieren oder Verstehen – aber nicht als alleinige Autorität.“


ChatGPT stufte sich bei Themen wie Geschichte und Wissenschaft als gut ein, d.h. auf Gebieten, zu denen es im nachfolgenden Text befragt wird. Die Antworten auf Fragen an ChatGPT werden (wie in diesem Beispiel) etwas nach rechts verschoben wiedergegeben.

Die folgende Abhandlung bietet viele Beispiele und Anregungen, sich mit dem Thema „Homosexualität im Islam“ auseinanderzusetzen. Viele Vertreter traditioneller Ansichten hinterfragen die Geschichte und Entstehung ihrer Meinungen nicht. Sie glauben sogar, dass eine über viele Jahrhunderte vertretene Meinung „richtig“ sein muss, sie prüfen nicht einmal die Herkunft ihrer Position. Nicht die Worte des Qur'âns stehen im Zentrum ihrer Vorstellungen, sondern die Ansichten von Gelehrten, Menschen, in der Vergangenheit.

Der Aufbau dieser Web-Seite:

Was ist Islam?
Qur'ân und Qur'ân-Kommentare
Was ist Homosexualität?
Ist Homosexualität eine Krankheit?
Wie hoch ist der prozentuale Anteil von Schwulen in einer Population?
Was wissen wir über die Bewohner von Sodom?
Historische Belege für Homosexualität bei den Bewohnern von Sodom?
Alte, vor-qur'ânische Quellen zu dem Thema
Zur Entstehungsgeschichte der Thora
Moderne wissenschaftliche Sicht (Quellenhypothese / Pentateuchkritik)
Lebensdaten wichtiger Personen (ChatGPT) im Alten Testament
Der hebräische Text von Genesis 19,5 (1. Mose 19,5)
Die ältesten Texte, die Homosexualität in Genesis 19,5 (1 Mose 19,5) sehen:
1. Jüdische Texte aus dem Zweiten Tempel (ca. 2. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr.)
2. Frühchristliche Autoren
3. Rabbinische Literatur (Midraschim, Talmud)
Der Sodom-Mythos
Gibt es einen Sodom-Mythos?
Was ist ein Mythos?
Die ältesten bekannten Fälle homosexueller Lebensweise
Religiöse Verbote von Homosexualität?
Das Alte Testament
Das Neue Testament
Die Aussage des Qur'âns
Erlaubt (ḥalâl) und verboten (ḥarâm) im Qur'ân
Die Textstellen über Lot und sein Volk
Hinweis zu dem Wort شهوة – šahwa
Zeitpunkt der Offenbarung von (3:14)
Der Vers (30:21) über zwischenmenschliche Partnerschaften
Nachdenken statt einfach vorhandenen Meinungen zu folgen
Die Vorgeschichte der traditionellen Interpretation
ḥadîṯe- احايث
Das abschließende Fazit



Die Abhandlung zum Thema „Homosexualität im Islam“

Was ist Islam?

Der Islam und damit die islamische Lehre, so wie sie hier verstanden werden, beruhen ausschließlich auf dem arabischen Wortlaut des Qur'âns und authentischen Hadîten. Alles was darüber hinausgeht, ist eher so etwas wie Muslimtum, d.h. Vorstellungen, Annahmen, Überzeugungen, wie Muslime sie oft haben.

Daher: Islam ist mehr als die Summe aller „Muslimtümer“, weitaus mehr.

Wenn jemand sagt, dass er/sie Muslim ist, ist damit oft die Zugehörigkeit zu einem bestimmten maḏhab (Rechtsschule, fiqh-System) verbunden oder einer bestimmten, historisch gewachsenen Gruppe.
Das jedoch darf niemals dazu führen, die Aussagen einer solchen Gruppierung ohne nachzudenken als unbestreitbares Dogma zu akzeptieren. Denn sie alle sind das Ergebnis von Menschen, die unter bestimmten Einflüssen und Denkschulen lebten, vielleicht ohne die Möglichkeit, die Voraussetzungen für ihre Entscheidungen zu überprüfen.

Deren Aussagen, Meinungen, Rechtsauffassungen usw. sind gegen den Qur'ân-Text und die heute bekannten Fakten zu prüfen, bevor sie akzeptiert werden.

Menschen sind Geschöpfe  Allahs, und leben in der von Ihm geschaffenen Welt, über die sie durch Forschung ein immer genaueres, realeres Bild gewinnen, seien es die Naturwissenschaften, die Geschichte usw.

Qur'ân und Qur'ân-Kommentare

Wenn wir den Qur'ân kommentieren wollen, so sollten wir das Folgende berücksichtigen:
Muhammad Ali, The Religion of Islam, S. 45 – 47, schrieb:
"Der wichtige Grundsatz, den man sich bei der Auslegung des Heiligen Qur'âns merken sollte, ist, dass die Bedeutung innerhalb des Qur'âns gesucht werden sollte, und niemals sollte eine Stelle auf solche Weise interpretiert werden, dass sie im Widerspruch zu einer anderen Stelle steht. [...] In diesem Zusammenhang habe ich nur hinzuzufügen, dass Ḥadîṯh auch eine Erklärung des Heiligen Qur'ân darstellt; aber ein ḥadîṯh kann nur akzeptiert werden, wenn er zuverlässig ist und nicht im Gegensatz zu dem steht, was klar im Qur'ân ausgesagt wird."

Wenn wir Quellen, Argumente neben dem Qur'ân verwenden, so sollten ihre Aussagen auf überprüfbaren Fakten beruhen. Und wir sollten sie erst verwenden, wenn wir uns davon überzeugt haben. Alles andere würde bedeuten, den Qur'ân als das Wort Allahs nicht ernst zu nehmen.

Wie jeder überzeugte Muslim bin ich ganz sicher, dass Allah bei Seiner Offenbarung sich auf solche Phantasiegeschichten bezieht, wie sie im Sodom-Mythos auftauchen und zweifelhafter Herkunft sind.

Was ist Homosexualität?

ChatGPT

Auf diese Frage antwortete ChatGPT:
„Homosexualität ist eine sexuelle Orientierung. Sie beschreibt das romantische oder sexuelle Interesse eines Menschen an Personen des gleichen Geschlechts. Das bedeutet zum Beispiel:
Ein Mann fühlt sich zu Männern hingezogen,
oder eine Frau fühlt sich zu Frauen hingezogen.
Menschen, die homosexuell sind, werden oft als schwul (für Männer) oder lesbisch (für Frauen) bezeichnet. Es gibt auch den Überbegriff queer, unter dem sich viele Menschen sammeln, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht der gesellschaftlichen „Norm“ entspricht.
Homosexualität ist eine ganz natürliche Variation der menschlichen Sexualität. Sie kommt in allen Kulturen, Religionen und Zeiten vor – auch im Tierreich.“

 

Die gleiche Aussage mit den Worten eines Muslim:

Allah in Seiner Weisheit und Barmherzigkeit erschuf alles Existierende. Er erschuf in der Vergangenheit homosexuelle Lebewesen und Er erschafft sie weiterhin. Homosexualität ist somit ein schöpfungsinhärentes Phänomen, von Allah so gewollt. Und der Qur'ân kennt weder ein Verbot noch eine Verurteilung dieser Lebensweise.
Homosexuelle schaden durch ihre sexuelle Orientierung niemandem.

Ist Homosexualität eine Krankheit?

ChatGPT

Auf diese Frage antwortete ChatGPT „Nein, Homosexualität ist keine Krankheit.“ Und gibt als Fazit: „Homosexualität ist eine normale, natürliche und nicht pathologische sexuelle Orientierung. Der Versuch, sie zu „heilen“ (z. B. durch sogenannte Konversionstherapien) wird von allen großen medizinischen und psychologischen Fachgesellschaften als unwissenschaftlich und schädlich abgelehnt“

Zu den von Allah geschaffenen Fakten gehören ebenso wissenschaftliche Forschungsergebnisse, z.B.:

„Im Jahr 1990 streicht die WHO Homosexualität von der Liste der Krankheiten – vier Jahrzehnte, nachdem eine Psychologin gezeigt hatte, wie falsch solch eine „Diagnose“ ist.“ ('Der Tagesspiegel', 17.05.2023).
Daraufhin wurden vielerorts auch sog. „Konversions-“, „Reorientierungs-“ und „Reparativ-Therapien“ wegen ihrer Schädlichkeit verboten.

Wie hoch ist der prozentuale Anteil von Schwulen in einer Population?

ChatGPT

Auf diese Frage gab ChatGPT als Fazit an:
„Der Anteil von Menschen, die sich ausschließlich als homosexuell identifizieren, liegt in den meisten Studien zwischen 2–5 %. Wenn man sexuelle Fluidität und gleichgeschlechtliche Erfahrungen mit einbezieht, können die Zahlen deutlich höher (bis zu 10 % oder mehr) sein.“


Was wissen wir über die Bewohner von Sodom?

ChatGPT

Die Antwort auf diese Frage von ChatGPT war u.a.:
„Die Bewohner von Sodom sind vor allem aus biblischen Erzählungen bekannt, insbesondere aus dem Buch Genesis im Alten Testament. Sodom wird oft zusammen mit Gomorra als Symbol für moralische Verderbtheit und Gottlosigkeit betrachtet. Die Stadt soll für ihre unmoralischen Handlungen, insbesondere für Gewalt, Unzucht und mangelnde Gastfreundschaft bekannt gewesen sein.“

Zu den von Allah geschaffenen Fakten gehören ebenso wissenschaftliche Forschungsergebnisse.

Die traditionelle Interpretation der Geschichte von Lot und seinem Volk im Qur'ân beruht lediglich auf erfundenen Erzählungen ohne jeden historischen Wert.
Denn es gibt keine belastbaren historischen Belege über das Volk Lots, wo es lebte und wie es lebte, oder etwa welche sexuellen Vorlieben es hatte, so wie es im sogenannten Sodom-Mythos auftaucht.

Historische Belege für Homosexualität bei den Bewohnern von Sodom?

ChatGPT

Auf die Frage: „Gibt es historische Belege für Homosexualität bei den Bewohnern von Sodom?“ antwortete ChatGPT: „Nein, es gibt keine historischen Belege dafür, dass die Bewohner von Sodom tatsächlich homosexuell waren. Die Geschichte von Sodom und Gomorra stammt aus der Bibel (Genesis 19) und wurde über Jahrhunderte theologisch und kulturell unterschiedlich interpretiert.“
Und:
„Fazit:
Die Behauptung, dass die Bewohner Sodoms „homosexuell“ gewesen seien, ist eine spätere Interpretation bestimmter religiöser Gruppen, die den Text wörtlich oder in einem bestimmten moralischen Kontext lesen. Historisch und kulturell betrachtet, handelt es sich eher um eine Erzählung über Gewalt, Ungerechtigkeit und fehlende Gastfreundschaft als über sexuelle Orientierung.“


Alte, vor-qur'ânische Quellen zu dem Thema

Die ältesten Texte zu Lot und seinem Volk finden wir im Alten Testament. Der hebräische Text von Genesis 19,5 (1. Mose 19,5) lautet:
וַיִּקְרְאוּ אֶל־לוֹט וַיֹּאמְרוּ לוֹ אַיֵּה הָאֲנָשִׁים אֲשֶׁר־בָּאוּ אֵלֶיךָ הַלָּיְלָה? הוֹצִיאֵם אֵלֵינוּ וְנֵדְעָה אֹתָם.
Wörtliche Übersetzung: „Und sie riefen Lot und sagten zu ihm: Wo sind die Männer, die zu dir gekommen sind in dieser Nacht? Bring sie zu uns heraus, dass wir sie
erkennen

Die Vorstellung, dass die Bevölkerung in Lots Stadt homosexuelle Wünsche an Lots Besucher/Gäste richtete, erwies sich als eine sehr phantasievolle, aber falsche Interpretation eines einzigen Wortes in nur einem Vers im 1. Buch Mose (1 Mose 19, 5, = Gen. xix. 5, siehe Derrick Sherwin Bailey, Homosexuality and Western Christian Tradition, 1955, auf Seite 1 - 8). Bailey (1910 - 1984) war ein Anglikanischer Theologe mit überzeugenden und klaren linguistischen und kontextuellen Argumenten. Er erwähnt auch, dass alle Bezugnahmen auf Lots Stadt in den anderen Büchern des Alten Testaments nie von einem sexuellen Fehlverhalten der Menschen in Lots Stadt sprechen.

In der englisch-sprachigen Wikipedia heißt es u.a. über Bailey:
„[...] Anerkannt als führender Experte der Kirche für Sexualethik, ... halfen Baileys Schriften der Church of England, auf die theologische Frage der Homosexualität, auf die Homosexuellen selbst sowie auf die Gesetze Englands zu reagieren. Diese Periode von 1954 bis 1955 im Moral Welfare Council lieferte wichtige konzeptionelle Leitlinien für spätere Diskussionen über Homosexualität, nicht nur in der Church of England, sondern im gesamten Christentum“.

Zu diesem Vers sagt Derrick Sherwin Bailey, Homosexuality and the Western Christian Tradition, S. 2:
„Der Vers, der bisher oft als Hinweis auf homosexuelles Ansinnen verstanden wurde, ist 1 Mose, 19, 5:
5 Sie riefen Lot und sagten: 'Wo sind die Männer, die heute abend zu dir gekommen sind? Bringe sie zu uns heraus, damit wir sie erkennen!'

Weiter sagt Derrick Sherwin Bailey, Homosexuality and the Western Christian Tradition:
"Die herkömmliche Auffassung von der Sünde Sodoms [...] rührt von der Tatsache her, dass das Wort, das hier mit 'erkennen' (yâdha') übersetzt ist, 'geschlechtlich verkehren' bedeuten kann. Ist das in diesem Passus gemeint?"
Er beantwortet diese Frage folgendermaßen:
"Das [hebräische] Verb yâdha' kommt sehr häufig im Alten Testament vor [in der Fußnote: Nach F. Brown, S. R. Driver und C. A. Briggs, A Hebrew and English Lexikon of the Old Testament (Oxford, 1952), 943 mal], doch mit Ausnahme dieses Textes und seiner unzweifelhaften Ableitung in Richter 19, 22 wird es nur zehnmal (ohne Einschränkung) gebraucht, um Geschlechtsverkehr zu bezeichnen [in der Fußnote: 1 Mose 4, 1, 17, 25; 19, 8; 24, 16; 38, 26; Richter 11, 39; 19, 25; 1 Samuel 1, 19; 1 Könige 1, 4.]. In Verbindung mit mishkâbh, das in diesem Zusammenhang den Vorgang des Liegens bezeichnet, kommt yâdha' an fünf weiteren Stellen vor [in der Fußnote: 4 Mose 31, 17, 18, 35; Richter 21, 11 [...], 12 [...] ]. Auf der anderen Seite findet man shâkhabh (von dem mishkâbh herkommt) etwa fünfzigmal in der Bedeutung 'liegen' im geschlechtlichen Sinne. Während yâdha' sich immer auf heterosexuellen Geschlechtsverkehr bezieht (wenn man zunächst die kontroversen Stellen 1 Mose 19, 5 und Richter 19, 22 außer Betracht lässt), wird shâkhabh überdies sowohl für homosexuellen Geschlechtsverkehr als auch den mit Tieren verwendet zusätzlich zu dem zwischen Mann und Frau.

So findet man yâdha' also nur ausnahmsweise im geschlechtlichen Sinne gebraucht [...].
Linguistische Betrachtungen allein unterstützen daher [... die Ansicht], dass es hier nichts weiter als ‘kennenlernen’ bedeuten kann. Warum wurde dann aber eine anscheinend vernünftige Forderung auf so heftige Art und Weise vorgebracht? Was für eine Schlechtigkeit war es, die Lot erwartete und von der er die Sodomiter abbringen wollte? [...] Unsere Unkenntnis der lokalen Gegebenheiten und sozialen Verhältnisse lässt uns keine andere Möglichkeit als die Motive zu erraten, die dem Verhalten der Sodomiter zugrunde liegen; da aber yâdha' meistens ‘kennenlernen’ bedeutet, kann die Forderung, die Besucher, die Lot bewirtete, ‘zu erkennen’, gut einen ernsthaften Bruch der Regeln des Gastrechts [wörtlich: hospitality = Gastfreundschaft] eingeschlossen haben. [...]“


Zur Entstehungsgeschichte der Thora:

ChatGPT

ChatGPT antwortet auf die Frage: „Wann wurden die Mose-Bücher verfasst?“ ausführlich. Hier einige Ausschnitte:
„Die Mose-Bücher (auch Tora oder Pentateuch genannt – Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium) werden traditionell Mose zugeschrieben, aber die moderne Bibelwissenschaft sieht ihre Entstehung deutlich komplexer – mit mehreren Quellen, Redaktionen und Jahrhunderten Entwicklungszeit.
Hier ist ein Überblick:
„Traditionelle Sicht:
Mose sei der Autor aller fünf Bücher.
Diese Ansicht findet sich in jüdischer, christlicher und islamischer Tradition.
Problem: Die Texte enthalten Berichte über Mose’ Tod (z. B. in Deuteronomium 34) – also schwerlich von ihm selbst verfasst. […]


Moderne wissenschaftliche Sicht (Quellenhypothese / Pentateuchkritik)

ChatGPT  

Moderne wissenschaftliche Sicht (Quellenhypothese / Pentateuchkritik)
Die Mose-Bücher wurden nicht auf einmal verfasst, sondern aus mehreren Quellen zusammengefügt, über einen Zeitraum von ca. 900–400 v. Chr.
Die vier Hauptquellen (klassische „Quellenhypothese“):

Kürzel Name            Geschätzte Entstehung     Merkmale
   J         Jahwist             ca. 950 v. Chr., Südreich Juda     Menschlich-anthropomorphes Gottesbild, „JHWH“ als Gottesname
   E        Elohist              ca. 850 v. Chr., Nordreich Israel  „Elohim“ als Gottesname, distanzierteres Gottesbild
   D       Deuteronomist  ca. 620 v. Chr., unter König Josia Ethik, Gesetz, Zentralisierung des Kults in Jerusalem
   P        Priesterschrift  ca. 500–400 v. Chr., Babylon. Exil Liturgie, Ordnung, Priestergesetze, Schöpfung, Reinheit

Redaktion / Endfassung:
Die endgültige Redaktion der Thora erfolgte vermutlich im babylonischen Exil oder kurz danach (6.–5. Jh. v. Chr.).

Viele Theolog*innen sprechen deshalb von einem literarischen Mosaik – also kein einzelner Autor, sondern eine komplexe redaktionelle Geschichte. […]
Fazit:
Die Mose-Bücher wurden nicht von Mose selbst geschrieben, sondern sind das Produkt mehrerer Jahrhunderte literarischer, religiöser und politischer Entwicklung. Ihre heutige Form entstand zwischen 950 und 400 v. Chr., mit einer Endredaktion wohl im babylonischen Exil.“


 Lebensdaten wichtiger Personen (ChatGPT) im Alten Testament:

ChatGPT

Dazu ChatGPT: „Die Frage, wann Mose, Lot und Abraham lebten, ist spannend – und komplex, weil wir hier zwischen religiöser Überlieferung und historischer Rekonstruktion unterscheiden müssen. Es gibt keine archäologischen Beweise, die eindeutig belegen, dass diese Personen historisch genau so existiert haben wie beschrieben – aber es gibt zeitliche Einordnungen, die in der Forschung verwendet werden.
Hier ein Überblick:
Name      Traditionelle Datierung  Biblische Rolle                              Historische Einschätzung
Abraham  ca. 2000–1800 v. Chr.     Stammvater Israels                         Symbolfigur, kein Beleg
Lot            ca. 2000–1800 v. Chr.    Neffe Abrahams, lebte in Sodom    Mythischer Kontext
Mose        ca. 1300–1200 v. Chr.    Führer der Israeliten, Gesetzgeber Symbolfigur, kritisch gesehen


Der hebräische Text von Genesis 19,5 (1. Mose 19,5)

ChatGPT

Der hebräische Text von Genesis 19,5 (1. Mose 19,5) lautet:
וַיִּקְרְאוּ אֶל־לוֹט וַיֹּאמְרוּ לוֹ אַיֵּה הָאֲנָשִׁים אֲשֶׁר־בָּאוּ אֵלֶיךָ הַלָּיְלָה? הוֹצִיאֵם אֵלֵינוּ וְנֵדְעָה אֹתָם.
Transliteration: Vayyikre'u el-Lot vayomru lo: Ayyé ha-anashim asher ba'u elekha hallayla? Hotzi'em elenu vene'da otam.
Wörtliche Übersetzung: „Und sie riefen Lot und sagten zu ihm: Wo sind die Männer, die zu dir gekommen sind in dieser Nacht? Bring sie zu uns heraus, dass wir sie
erkennen“.


Die ältesten Texte, die Homosexualität in Genesis 19,5 (1 Mose 19,5) sehen

ChatGPT

Die Frage „Welches sind die ältesten Texte, in denen Genesis 19,5 als Homosexualität verstanden werden?, beantwortete ChatGPT so:
Die ältesten Texte, in denen Genesis 19,5 (die Geschichte von Sodom) explizit als Verurteilung von Homosexualität interpretiert wird, stammen nicht aus der hebräischen Bibel selbst, sondern aus späteren jüdischen und frühchristlichen Auslegungen. In Genesis 19,5 steht (Aus dem Hebräischen übersetzt):
„Wo sind die Männer, die zu dir gekommen sind in dieser Nacht? Bring sie zu uns heraus, dass wir sie
erkennen (וְנֵדְעָה אֹתָם).“
Das Wort „erkennen“ (yada) wird hier oft als sexuell konnotiert verstanden – was aber nicht zwingend ist. Die hebräische Bibel liefert selbst keine klare Interpretation, dass hier Homosexualität das Hauptproblem sei. Die Sünde von Sodom wird im Tanach später oft mit Gewalt, Ungerechtigkeit oder Unterdrückung erklärt (z. B. Hesekiel 16,49–50).

Hier eine chronologische Übersicht der frühesten bekannten Quellen von ChatGPT:
"1. Jüdische Texte aus dem Zweiten Tempel (ca. 2. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr.)
Jubiläenbuch (ca. 2. Jh. v. Chr.): nennt „Unzucht“ als Sünde Sodoms, ohne Homosexualität explizit zu erwähnen.
Philo von Alexandria (ca. 20 v. Chr. – 50 n. Chr.): interpretiert Sodom als Symbol sexueller Ausschweifung, inklusive „unnatürlicher“ Praktiken, was als Hinweis auf Homosexualität gelesen wurde.
Josephus Flavius (1. Jh. n. Chr.): schreibt, die Sodomiten hätten „Gäste vergewaltigen wollen“, erwähnt aber eher allgemeine sexuelle Ausschweifung als spezifisch homosexuelle Handlung.
➤ Philo ist vermutlich der erste, der deutlich in Richtung einer Interpretation von Genesis 19,5 als homosexuelle Handlung deutet, mit moralisch ablehnendem Unterton.

2. Frühchristliche Autoren
Brief des Judas (Neues Testament, ca. 80–100 n. Chr.): spricht von Sodom als einem Ort, wo man „anderem Fleisch nachging“ (Judas 7) – was später oft als homosexuelles Begehren gedeutet wurde.
Kirchenväter wie Tertullian, Augustinus, Johannes Chrysostomus (2.–5. Jh.) schreiben explizit von der „unnatürlichen“ Lust in Sodom und verbinden diese klar mit homosexuellem Verhalten.
Im frühen Christentum etabliert sich zunehmend die Deutung von Sodom als Symbol für homosexuelle Sünde.
Hier eine chronologische Übersicht der frühesten bekannten Quellen von ChatGPT:

3. Rabbinische Literatur (Midraschim, Talmud)
Die frühen rabbinischen Texte (Mischna, Talmud) konzentrieren sich mehr auf Gewalt, Gastfreundschaftsbruch, Grausamkeit, aber manche spätere Midraschim (ca. 6.–8. Jh.) sprechen auch von sexuellen Perversionen – teilweise mit homoerotischen Anspielungen.
Fazit:
Die älteste erhaltene Interpretation, die homosexuelles Verhalten explizit mit Genesis 19,5 verbindet, stammt vermutlich von Philo von Alexandria im 1. Jh. n. Chr.
Im Neuen Testament wird das Thema angedeutet (z. B. Judasbrief), aber
erst in der patristischen Theologie (ca. 100 n. Chr. bis 750 n. Chr.) wird die Verbindung von Sodom und Homosexualität systematisch etabliert.
Die hebräische Bibel selbst legt den Schwerpunkt jedoch eher auf Gewalt, Ungastlichkeit und allgemeine moralische Verderbtheit.“


Der Sodom-Mythos
Gibt es einen Sodom-Mythos?

ChatGPT

Auf die Frage "Gibt es einen Sodom-Mythos und was besagt er?“ antwortete ChatGPT:
„Ja, es gibt einen sogenannten Sodom-Mythos, der besonders in den abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) eine wichtige Rolle spielt. Er bezieht sich auf die biblische Geschichte von Sodom und Gomorra, die unter anderem in der
Tora, der Bibel (Genesis 18–19) und auch in islamischen Überlieferungen im Qur'ân (z. B. Sure 11:77–83, Sure 29:28–35) erzählt wird. […]. Viele konservative religiöse Auslegungen sahen in der Geschichte eine Verurteilung von Homosexualität, da die Männer von Sodom Sex mit den männlichen Gästen wollten. Diese Interpretation hat stark zur Homophobie in religiösen Kontexten beigetragen. […] Moderne jüdische, christliche und muslimische Theologinnen, sowie viele Queer-Theologinnen, interpretieren den Mythos anders:
Es geht nicht primär um Homosexualität, sondern um Gewalt, Vergewaltigung, Machtmissbrauch, fehlende Gastfreundschaft und Ungerechtigkeit.
Die Bibel selbst bezieht sich an anderer Stelle (z. B. in Ezechiel 16:49) auf die Sünde Sodoms als Hochmut, Überfluss und Gleichgültigkeit gegenüber den Armen, nicht als sexuelle Perversion. [...]“


Was ist ein Mythos?

ChatGPT

Unter einem Mythos versteht ChatGPT:
„Ein Mythos ist mehr als nur eine „alte Geschichte“ – es ist ein sinnstiftendes Narrativ, das versucht, grundlegende Fragen des Lebens, der Welt und des Menschseins zu beantworten.“
und: 

„Ein Mythos ist eine symbolische Erzählung, die auf tiefere Wahrheiten über Mensch, Welt, Gott und Gesellschaft zielt – oft unabhängig davon, ob sie historisch „wahr“ ist.“

Unter einem Mythos wird hier daher etwas verstanden wie eine Fabel, Fantasie-Geschichte, Legende, ein Märchen, eine Sage oder Überlieferung ohne nachprüfbaren Hintergrund, aber kein Faktum, kein tatsächliches historisches Ereignis.

Und unter dem Sodom-Mythos wird hier daher die unter Christen und Muslimen gängige Vermutung verstanden, dass Lot bei einem Volk lebte, in dem die Männer durchweg homosexuell gewesen seien, eine Annahme, die unter Berücksichtigung von Evolution und Biologie absurd ist. Diese Situation könnte daher nur durch ein „Wunder“ entstanden sein, ein Begriff, den der Qur’ân nicht kennt. Und ein „Wunder“ könnte ja nur von Allah veranlasst worden sein, und damit wären die Männer für ihr Verhalten nicht verantwortlich.

Bevor wir jedoch voreilig eine Passage im Qur'ân als die Beschreibung eines „Wunders“ im Sinne von etwas Übernatürlichem, außerhalb von Naturgesetzen und von natürlichen Abläufen Stehendes, deuten, sollten wir uns zunächst bewusst machen, dass der Qur'ân eine klare Aussage macht über Allahs Wirken in Seiner Schöpfung. Es heißt in (35:43) u.a.

فَلَن تَجِدَ لِسُنَّتِ اللَّهِ تَبْدِيلًا ۖ وَلَن تَجِدَ لِسُنَّتِ اللَّهِ تَحْوِيلًا
„Und du wirst in Allahs Vorgehensweise (arab.: fî sunnati`llâhi) keine Änderung finden, und du wirst in Allahs Vorgehensweise keinen Wechsel finden.“

Ebenso (30:30):

فَأَقِمْ وَجْهَكَ لِلدِّينِ حَنِيفًا ۚ فِطْرَتَ اللَّهِ الَّتِي فَطَرَ النَّاسَ عَلَيْهَا ۚ لَا تَبْدِيلَ لِخَلْقِ اللَّهِ ۚ ذَٰلِكَ الدِّينُ الْقَيِّمُ وَلَٰكِنَّ أَكْثَرَ النَّاسِ لَا يَعْلَمُونَ
So richte dein Gesicht aufrichtig zur Religion hin als Anhänger des rechten Glaubens, - (gemäß) der natürlichen Anlage Allahs, in der Er die Menschen er schaffen hat. Keine Abänderung gibt es für die Schöpfung Allahs. Das ist die richtige Religion. Aber die meisten Menschen wissen nicht.

Weitere ähnliche Passagen hierzu im Qur'ân sind: (17:77), (33:38), (33:62), (40:85) und (48:23).

Die ältesten bekannten Fälle homosexueller Lebensweise

Wie ist es möglich, dass - wie muslimische Sodom-Mythos-Anhänger oft annehmen - der männliche Teil der Bevölkerung homosexuell gewesen sei? Homosexualität ist nach allem, was wir wissen, keine Krankheit. Die Antwort darauf ist für Muslime, die der traditionellen Interpretation folgen, besonders schwierig: Sie gehen gemäß ihrem Qur’ân-Verständnisses oft davon aus, dass es vor Lot keine Homosexualität gegeben habe. Doch es gibt historische Belege, Texte, über Menschen vor Lot, die homosexuelle Beziehungen mit einander hatten (Encyclopedia of Homosexuality, Stichwort “Egypt, Ancient”). Mit anderen Worten: Auch diese Offenbarung Allahs spricht vor dem Hintergrund der historischen Belege gegen eine sexuelle Deutung.

Auch ChatGPT beantwortete die Frage: „Die ältesten Fälle homosexueller Lebensweise?“ mit Bezug auf Ägypten:

ChatGPT


ChatGPT beantwortete die Frage: „Die ältesten Fälle homosexueller Lebensweise?“ mit Bezug auf Ägypten:

„Die ältesten bekannten Fälle homosexueller Lebensweise reichen tief in die Geschichte zurück – lange vor der Moderne oder gar dem Mittelalter. Es gibt archäologische, literarische und künstlerische Hinweise auf gleichgeschlechtliche Beziehungen in vielen Kulturen weltweit. Hier ein paar bemerkenswerte Beispiele:
Altägypten (ca. 2400 v. Chr.)
Niankhkhnum und Khnumhotep: Zwei Männer, die als königliche Hofbeamte dienten, wurden in einem gemeinsamen Grab beigesetzt, das auffällig intime Darstellungen von ihnen zeigt – sie berühren sich Nase an Nase (eine intime Geste im alten Ägypten). Viele Forscher interpretieren ihre Beziehung als homosexuell oder zumindest als sehr eng partnerschaftlich.“ 

und: 

„Fazit: Homosexuelle Lebensweisen sind kein modernes Phänomen, sondern historisch weit verbreitet und vielfältig gewesen. In vielen Kulturen galten sie je nach Kontext als spirituell, normal oder zumindest toleriert – oft bevor spätere Gesellschaften durch koloniale oder religiöse Dogmen repressiver wurden.“


Wie könnte Homosexualität in Sodom entstanden sein? Über veränderte Erbeigenschaften bei einem Individuum, vielleicht sogar eine dominante? Es würde selbst dann eine Unzahl Generationen dauern, bis sie sich durchgesetzt hätte, zumal zudem homosexuelle Männer andere Männer als Geschlechtspartner vorziehen, so dass eine Weitergabe dieser Eigenschaft sehr spärlich sein würde. Und woher kamen die Frauen, von denen der Qur’ân spricht? Und wie konnte die Bevölkerung eine Stadt füllen - sie müsste eigentlich allmählich ausgestorben sein? Und Homosexualität müsste zudem mit der Vernichtung dieser Stadt beendet sein.

ChatGPT

Auf die Frage „Gibt es ein Gen für sexuelle Disposition?“ antwortete ChatGPT:
„Es gibt kein einzelnes „Gen für Homosexualität“ oder für eine bestimmte sexuelle Orientierung. Die sexuelle Disposition ist ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen, hormonellen, epigenetischen und umweltbedingten Faktoren.[...]“, weiter: 

„Fazit: Die sexuelle Orientierung hat eine genetische Komponente, aber sie wird nicht von einem einzelnen Gen gesteuert. Vielmehr ist sie das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung zwischen Genetik, Hormonen und Umweltfaktoren. Es gibt also kein „Schwulen-Gen“, sondern eher ein biologisches Spektrum, das durch viele verschiedene Einflüsse geprägt wird.“

Da es „kein einzelnes „Gen für Homosexualität“ oder für eine bestimmte sexuelle Orientierung“ gibt, gibt ebenso kein Gen für Heterosexualität oder jede andere sexuelle Disposition.

Über die Lage oder Überreste der Stadt Sodom gibt es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Im Archäo­logisches Bibel-Lexikon von 1991, Hrsg. Avraham Negev, S. 412, heißt es dazu:
„Die Versuche S. [= Sodom] zu lokalisieren, blieben also bislang ohne Erfolg. Es wurde am Süd- oder Nord­ende des Toten Meeres vermutet und sogar auf seinem Boden. Der Name „S.“ [= Sodom] hat sich in dem arabischen Gebel Usdum, einem Bergrücken aus Salz nahe dem Südwestufer des Toten Meeres erhalten.“

Mit anderen Worten: Wir wissen nichts über die Stadt, und da selbst ihre Lage unbekannt ist, gibt es auch keine Schriftzeugnisse oder sonstigen Funde, die über das soziale Leben Auskunft geben könnten. Was über sie und ihre Bewohner später erzählt wird, ist damit nichts als bloße Spekulation, willkürliches Phanta­sie­gebilde.

Es gibt keine historisch verlässlichen Zeugnisse über Lot und sein Volk und das, was in ihrer Stadt geschah und was sein Volk wirklich tat. Es gibt nur eine Erwähnung im Alten Testament der Bibel, wo ein einziges Wort in einem der Bücher Mose zu einer verbreiteten Fehlinterpretation führte (die Quelle für bestimmte mawâlî-(موالي) –Überlieferungen).

Religiöse Verbote von Homosexualität?

Das Alte Testament
Es gibt 2 Stellen im AT: 3 Mose 18, 22-23 und 3 Mose 20, 13, die oft als Verbot von homosexuellem Verhalten verstanden werden.:
3 Mose 18, 22,:
וְאֶת־זָכָר לֹא תִשְׁכַּב מִשְׁכְּבֵי אִשָּׁה תוֹעֵבָה הִוא
Und wenn ein Mann bei einem Mann liegt, wie bei einer Frau, werden beide sterben, ihr Blut soll auf ihnen liegen.
3 Mose 20, 13:
וְאִישׁ אֲשֶׁר יִשְׁכַּב אֶת־זָכָר מִשְׁכְּבֵי אִשָּׁה תּוֹעֵבָה עָשׂוּ שְׁנֵיהֶם מוֹת יוּמָתוּ דְּמֵיהֶם בָּם
Und wenn ein Mann bei einem Mann liegt, wie bei einer Frau, werden beide sterben; Ihr Blut soll auf ihnen liegen.

Es sicherlich nicht unwichtig, wer diese Verse liest. Jemand mit einem gewissen homophoben Hintergrund wird überzeugt sein, dass sie homosexuellen Verkehr verbieten, und er wird nicht weiter über den Wortlaut nachdenken.
In beiden Passagen wird – so wie ich sie auf Grund der deutschen Übersetzung verstehe - von einem Mann gesprochen, der bei einem Mann liegt, wie bei einer Frau, mit anderen Worten: Damit kann vom Wortlaut hier kaum ein Homosexueller gemeint sein.“

Das Neue Testament

In den 4 (kanonischen) Evangelien äußerte sich Jesus nicht zur Homosexualität und kennt als Sünde Sodoms allein die Missachtung des Gastrechts (Matthäus 10, 11 - 15, Matthäus 11, 23 – 24, Lukas 10, 10 - 12).

Dieser Befund deutet darauf, dass der Sodom-Mythos wie auch die Verbindung von Homophobie mit der Religion zur Zeit der Entstehung der Evangelien keine allgemeine Verbreitung fand, er auch nicht Teil der Lehre von Jesus war, sondern auf andere religiöse Strömungen zurückging, die dann ihren Weg über die mawâlî zu den Muslimen fanden und auch in andere Schriften des Neuen Testaments, jedenfalls nicht auf jene, auf deren Umfeld die Texte der Evangelien beruhen.

Unter dem Stichwort 'Gastfreundschaft' führt Reclams Bibellexikon, Seite 154 f., über die Bedeutung des Gastrecht in der Zeit des Alten Testaments Folgendes an:
"[...] Der Reisende war in der Antike vielfach auf die G. [Gastfreundschaft] angewiesen, die ihm unentgeltlich Unterkunft und Verpflegung bot. Sie zu verweigern galt als Schande [...], sie zu verletzen als Frevel [...]."

Zusammenfassung

Auch der Rückgriff auf die übliche Interpretation von Lot und seinem Volk im Qur'ân macht keinen Sinn, weil es diese behauptete Homosexualität historisch nicht nachweisbar ist, es sie nicht gegeben hat.

Was es jedoch gibt, sind von Generation zu Generation weitergegebene erfundene Geschichten, die später willkürlich mit dem Qur'ân-Text verknüpft wurden. Es sind erdachte, d.h. unwahre Geschichten, Lügen. Und die Tatsache, dass sie jahrhundertelang wiederholt wurden, macht sie nicht zur Wahrheit.

Diese Geschichten entstanden viele Jahrhunderte nach Lot auf Grund eines einzigen missverstandenen Wortes in einem der Mose-Bücher des Alten Testaments.

Und erst in der christlichen patristischen Theologie in der Zeit von ca. 100 n. Chr. bis 750 n. Chr. zeigte sie sich unübersehbar im Sodom-Mythos. Da die Zeit für die endgültige Redaktion der Thora vermutlich das babylonische Exil oder kurz danach (6.–5. Jh. v. Chr.). war, gab es etwa 6 – 7 Jahrhunderte – soweit man es wissen kann – keinen Sodom-Mythos.

Die Aussage des Qur'âns

Zunächst: Es gibt keinen Vers im Qur'ân, auch gibt es keinen (im Wortsinn) authentischen ḥadîṯ, (ḥadîṯ ṣaḥîḥ – حديث صحيح), der Homosexuelle verurteilt oder ihre Lebensweise verbietet.

Erlaubt (ḥalâl) und verboten (ḥarâm) im Qur'ân

Der Qur'ân untersagt zudem, etwas aus bloßer Willkür als erlaubt (ḥalâl) oder verboten (ḥarâm) zu erklären (16:116):

وَلَا تَقُولُوا لِمَا تَصِفُ أَلْسِنَتُكُمُ الْكَذِبَ هَٰذَا حَلَالٌ وَهَٰذَا حَرَامٌ لِتَفْتَرُوا عَلَى اللَّهِ الْكَذِبَ ۚ إِنَّ الَّذِينَ يَفْتَرُونَ عَلَى اللَّهِ الْكَذِبَ لَا يُفْلِحُونَ
„Und sagt nicht von dem, was eure Zungen als Lüge behaupten: "Das ist erlaubt (ḥalâl), und das ist verboten (ḥarâm)", um gegen Allah eine Lüge zu ersinnen. Gewiss, denjenigen, die gegen Allah eine Lüge ersinnen, wird es nicht wohl ergehen.“

Die Textstellen über Lot und sein Volk

Zunächst eine kurze Zusammenfassung des qur'ânischen Berichts:
Lot und seinen Leuten wurde in der Stadt als Fremde das Gastrecht gewährt, so dass er dort im Schutz, aber unter einschränkenden Bedingungen leben konnte. Als er aber weitere Fremde bei sich als Gäste aufnahm, kam es zum Eklat.
Unter dem Stichwort 'Gastfreundschaft' führt Reclams Bibellexikon, Seite 154 f., über die Bedeutung des Gastrechts in der Zeit des Alten Testaments Folgendes an:
"[...] Der Reisende war in der Antike vielfach auf die G. [Gastfreundschaft] angewiesen, die ihm unentgeltlich Unterkunft und Verpflegung bot. Sie zu verweigern galt als Schande [...], sie zu verletzen als Frevel [...]."

Die Bewohner der Stadt bilden offenbar eine Gemeinschaft, die nicht tolerieren kann, dass es Widerstand gegen bestimmte Aspekte ihrer Lebensform gibt, so dass Lot mit seinen Anhängern nur die Möglichkeit bleibt, in einem Haus zusammenzuleben, wenn sie sich davon fernhalten wollen. Zur Aufrechterhaltung ihrer besonderen sozialen und/oder kultischen Verhältnisse beschuldigen die Leute Lot der Lüge.

Lots Wirken offenbart die unduldsame Haltung der Bevölkerung und führt dazu, dass die Leute einander anstacheln, ihn aus der Stadt zu vertreiben. Niemand will zunächst dafür die Verantwortung übernehmen, da der Anlass anscheinend nicht ausreichend für eine solche Maßnahme ist. Doch wird ihm - wohl um für die Zukunft nicht ohne formale Handhabe ihm gegenüber zu sein - jede weitere Aktivität unter Androhung der Vertreibung untersagt. Außerdem darf er keinen Kontakt zu Außenstehenden aufnehmen. Damit soll offensichtlich verhindert werden, dass er Unterstützung und Schutz außerhalb der Stadt sucht.

Als Folge dieser Maßnahmen macht sich jeder Fremde verdächtig, der sich an ihn wendet oder gar als Gast zu ihm kommt. Diese Situation legt Lot äußerste Umsicht und Vorsicht im Umgang mit Fremden auf; denn jeder Besucher kann seine Lage unhaltbar machen.

Er befindet sich in einer schier ausweglosen Lage: Verhält er sich ruhig entsprechend den Auflagen der Stadt, so wird er seiner Aufgabe als Gesandter Gottes nicht gerecht, die Menschen zum rechten Weg aufzurufen. Setzt er hingegen seine Arbeit offen fort, so gefährdet er seine Sicherheit und die seiner Anhänger; und wird er infolgedessen vertrieben, so kann er ebenfalls seine Aufgabe bei diesen Menschen nicht mehr erfüllen.
Unter diesen schwierigen Gegebenheiten kommen die Gesandten zu ihm. Er kann und will ihnen das ihnen zustehende Gastrecht nicht vorenthalten und Lot gewährte seinen Besuchern seinerseits das Gastrecht und nimmt sie auf. Ihm sind die Folgen bewusst, sagt dies auch seinen Gästen und erklärt ihnen seine Hilflosigkeit in dieser gefährdeten Lage.

Im Qur’ân wird die prekäre Lage Lots deutlicher. Ihm wurden von den Bewohnern der Stadt Außenkontakte verboten (15: 70). Als er dennoch Fremden durch sein Gastrecht Schutz gewährt (15: 68) spitzt sich die Lage zu. Die Stadtbewohner drängten ihn, es ihnen wieder zu entziehen (54: 37):

وَلَقَدْ رَاوَدُوهُ عَن ضَيْفِهِ فَطَمَسْنَا أَعْيُنَهُمْ فَذُوقُوا عَذَابِي وَنُذُرِ
Und sie versuchten, ihn von seine Gästen abzuhalten. Daher blendeten Wir ihre Augen. "Kostet nun Meine Strafe und Meine Warnung."

Froh über diesen 'Verstoß' gegen ihre Auflagen kommen die Bewohner der Stadt zu ihm geeilt und wollen ihre Absichten ihm gegenüber verwirklichen. Zunächst suchen sie Lot zu veranlassen, sich von seinen Gästen abzuwenden und ihnen das Gastrecht zu entziehen, und wollen ihn auf diese Weise bloßstellen und in Schande stürzen. Denn gibt Lot nach, so setzt er sich vor seinen Gästen ins Unrecht, straft vor allen Leuten seinen Anspruch Lügen, ein zuverlässiger, vertrauenswürdiger Gesandter zu sein, und bestätigt damit den Vorwurf, ein Lügner gegenüber seiner Mission zu sein. Weigert er sich, muss er mit den angekündigten Gegenmaßnahmen rechnen. In dieser ausweglosen Situation versucht er, die Leute zum Einlenken zu bewegen, zumindestens die Vernünftigen unter ihnen, verweist auf seine Töchter und bietet sie als Garanten/Bürgen für sein und seiner Gäste Wohlverhalten an. Doch die Leute sind blind und trunken angesichts dieser günstigen Gelegenheit, sich seiner zu entledigen. Sie sehen nur die formalen Aspekte von Lots Verstoß, nicht aber die Unrechtmäßigkeit ihres eigenen Verhaltens. Sie lehnen folglich seinen Vorschlag ab und verweisen darauf, dass sie keinen Anlass sehen, aus seinem Verstoß gegen ihr Verbot ein Recht auf seine Töchter abzuleiten.
Die Gesandten hingegen versichern Lot, dass die Bewohner der Stadt ihn mit ihren Absichten nicht erreichen werden, sondern er sich zuvor von sich aus mit den Seinen aus der Stadt entfernen soll. Dann wird sie mit allen verbliebenen Bewohnern vernichtet.

Beziehen sich die Verse von Lot und seinem Volk auf Homosexualität?

Für einen Muslim darf und kann Basis für eine Antwort nur der Wortlaut des Qur’âns sein. Und es stellte sich die Frage, ob und inwieweit diese Sodom-Legende, die ja schon früh in Qur’ân-Kommentare gelangt ist, mit dem Wortlaut des Qur’âns zu vereinbaren ist. Eine entsprechende Analyse ergab für mich ein vergleichbares Bild. Im Qur’ân heißt es an einer Stelle (die angepasst an die gängige Deutung oft ungenau übersetzt wird), dass Lot zu seinem Volk (allen Männer und Frauen im Volk) sprach und es mit den Worten tadelte (sûra 7: Vers 81, 27: 55):

„Ihr kommt zu den Männern bei einem Begehren anstatt (oder: nicht auch) zu den Frauen“.

Lot versteht sich als „zuverlässiger Gesandter“ (rasûl amîn, 26: 162), so dass das, was er sagt, nicht im Sinne von ‚Stammtischparolen’ verstanden werden darf, indem er z.B. alle anklagt für ein Vergehen weniger unter ihnen.

Da der Ausdruck ‚Volk’, zu dem er spricht, in der Regel im Qur’ân alle Männer und Frauen umfasst, kann der Wahrheitsgehalt einer Interpretation als ausgeübte Homosexualität leicht überprüft werden, indem man das Wort ‚ihr’ (= das angesprochene Volk) durch die Bestandteile des Volkes (= Frauen bzw. Männer) ergänzt:

„Ihr Frauen kommt zu den Männern bei einem Begehren anstatt zu den Frauen“

(hiermit würde - im Sinne einer Interpretation mit sexuellem Hintergrund - bei den Frauen heterosexuelles Verhalten von Lot getadelt),

„Ihr Männer kommt zu den Männern bei einem Begehren anstatt zu den Frauen“.

da immer nur eine Minderheit unter Männern einer Population zu homosexuellen Beziehungen in der Lage ist, würde Lot damit auch die Mehrheit der heterosexuellen Männer ungerechtfertigterweise in seinen Tadel einbeziehen.

Die Anwendung eines Minimums an Logik sowie das Festhalten am bloßen Wortlaut des Qur’âns (Lot sagt ja nicht: „Ein Teil von euch Männern tut das“) zeigt, dass das übliche Interpretationsmuster einfach nicht dem Text entspricht, sondern ihm ziemlich gewaltsam übergestülpt wurde.

Das gilt sowohl für die Textstellen 7: 80, 81 und 27: 56, 57, wo als Beweggrund dafür, dass das Volk „zu den Männern kommt“, šahwatan = bei einem Begehren genannt wird. Anders als in den Versen 26: 165, 166 und 29: 28, 29, wo dieses Wort nicht erwähnt wird.

Zudem gibt es an zwei Stellen die Ergänzung (7: 80, 29: 28):

„Abstoßendes, worin keiner in aller Welt euch vorangegangen ist“.

Homosexuelles Verhalten gab es nachweislich vor der Zeit von Lot, so dass es in diesen Versen nicht gemeint sein kann (und ebenso ist es schöpfungsinhärent). Das Abstoßende muss daher etwas sein, wozu gleichermaßen die Frauen und Männer in der Lage sind, wenn sie ‚zu den Männern bei einem Begehren kommen anstatt (auch) zu den Frauen’.

Die Textstellen über Lot und sein Volk im Qur'ân:

Die Textstellen über Lot und sein Volk, seine Leute, in deren Stadt er mit seinen Anhängern und Verwandten unter eingeschränkten Rechten des Gastrechts lebte:
(6:86), (11:77-83), (15:57-77), (21:74,75), (26:160-175), (27:54-58), (29:26, 28-30, 33-35), (37:133-138), (51:31-37), (54:33-39), (66:10).
Bei den 4 Textstellen (7:80, 81; 27:54, 55; 26:161, 162; 29:28, 29), in denen Lot sein Vok tadelt, heißt es ausdrücklich:

وَلُوطًا إِذْ قَالَ لِقَوْمِهِ
„Und (Wir sandten) Lot, als er zu seinem Volk (d.h. sein Volk, seine Leute, und dazu gehören gehören alle Männer und Frauen) sagte:“

Ob Lots Worte in seinem Tadel (7:81, 27:56) „Kommt ihr zu den Männern anstatt/und nicht zu den Frauen bei einem Begehren (arabisch: شهوة - šawatan)“ eine sexuelle Bedeutung haben, kann man sehr leicht durch Anwendung einfacher Logik prüfen: Sein Tadel richtet sich an القوم (al-qaum), das Volk, die Leute (d.h alle Männer und Frau­en). Wenn seine Worte auf beide Gruppen im sexuellen Sinne anwendbar sind, könnten sie eine sexuelle Bedeutung haben, wenn nicht, müssen wir diese Bedeutung ausschließen.

Angewendet auf die Frauen: Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass das beabsichtigte Ergebnis seines Tadels “kommt ihr zu den Männern anstatt zu/neben den Frauen” ist, dass Lot wollte, dass die Frauen sich lesbisch ver­halten? Warum sollte er das tun?

Meine Argumentation basiert darauf, dass die Männer im Volk eine bevorzugte Stellung in der sozialen Ordnung und im Rechtssytem hatten, was offenbar auch von den Frauen akzeptiert wurde. So haben die Verse, die überwiegend in einer Weise verstanden werden, dass Männer zu anderen Männern wegen sexueller Anliegen kommen, die Bedeutung, dass sie zu ihnen kommen, um ihre materiellen Anliegen und Erwartungen voranzubringen, weil das auch nur durch privilegierte Männer erfolgen kann, ihnen eine Frau dabei also wegen ihrer sozialen und rechtlichen Minderstellung nicht helfen kann. Und Lot tadelt sie, die Männer und Frauen, dafür und zielt dabei auf Änderung dieser Zustände.
Dafür spricht ebenfalls der Vorgang, bei dem Lot dem Volk, den Männern und Frauen, seine Töchter als Garanten/Bürgen anbot, als die Leute (15:67-72) empört zu ihm kamen, weil er Fremden, nun seine Gäste, das ihnen zustehende Gast­recht gewährte.

وَجَاءَ أَهْلُ الْمَدِينَةِ يَسْتَبْشِرُونَ ‎
‏ قَالَ إِنَّ هَٰؤُلَاءِ ضَيْفِي فَلَا تَفْضَحُونِ ‎
وَاتَّقُوا اللَّهَ وَلَا تُخْزُونِ
‏ قَالُوا أَوَلَمْ نَنْهَكَ عَنِ الْعَالَمِينَ ‏
قَالَ هَٰؤُلَاءِ بَنَاتِي إِن كُنتُمْ فَاعِلِينَ
‎ لَعَمْرُكَ إِنَّهُمْ لَفِي سَكْرَتِهِمْ يَعْمَهُونَ
Und die Bewohner der Stadt kamen voller Freude.
Er sagte: "Das sind meine Gäste, so stellt mich nicht bloß.
Und fürchtet Allah und stürzt mich nicht in Schande."
Sie sagten: "Haben wir dir nicht die Weltenbewohner verboten (als Gäste aufzunehmen)?
Er sagte: "Hier sind meine Töchter, wenn ihr etwas tun wollt." 

 Bei deinem Leben, sie irrten wahrlich in ihrer Trunkenheit umher.

Er tat das sicherlich nicht, um ihnen seine Töchter für irgendwelche sexuellen Miss­hand­lungen auszuliefern, sondern um dem Volk damit zu gewährleisten, dass weder er noch seine Gäste irgend­welche illegalen Pläne verfolgen und ihm zu zeigen, dass Frauen auch als Garanten/Bürgen den Männern gleichgestellt sind.

In seinem Qur'ân-Kommentar (بو جعفر ابن جرير الطبري: جامع البيان جامع البيان - abû ǧaʿfar ibn ǧarîr aṭ-ṭabarî: ǧâmiʿu-l-bayân) führt aṭ-ṭabarî (224 - 310 AH) eine Überlieferung an, die die hier vertretene Ansicht, dass seine Töchter  Garanten, Bürgen sind. Es heißt bei ihm: Er sagte: O mein Volk, dies hier sind meine Töchter. Sie sind reiner für euch (sûra hûd, sûra 11:78), also werde ich mit ihnen für meine Gäste vor euch bürgen (فأنا أَفْدِي ضَيْفي منكم بهنَّ) - (fa-anâ afdî ḍayfî bi-hinna), und er forderte sie nur zu dem Erlaubten hin­sicht­lich der Ehe auf..“ Aber dieser Kommentar steht bei ihm sehr allein. (aus dem Buch „Islam und Homosexualität im Qur’ân und der ḥadîṯ-Literatur, Teil 4, Untertitel: tafsîr-Geschichte, der Einfluss der mawâlî auf das Denken der Muslime, wie er sich in alten Kommentaren widerspiegelt“, S. 123).
Es gab also laut diesem Kommentar auch die Idee, dass Lot seine Töchter als Bürgen, Garanten für (das Wohlver­halten) sei­ner Gäste anbot: fadâ, yafdî = sich verbürgen, bürgen. Aber sie hat nie das Bild ersetzt, dass Lot seine Töchter dem Volk aus sexuellen Gründen angeboten habe. So stützte eine Fehlvorstellung die andere.

Die Behauptung, Lot habe zwei Töchter, ist in in vielen Kommentaren zu finden:
Der Qur'ân bezieht sich auf die Töchter Lots im Plural, nicht im Dual. Das Alte Testament dagegen spricht von zwei Töchtern (1 Mose 19,8, 19,16 und 19,30). Und bei aṭ-ṭabarî werden sogar angebliche Namen der beiden aufgeführt.

Auch verweist die Antwort der Leute (11:79), als Lot ihnen seine Töchter anbietet, auf etwas ande­res als in der traditionellen Interpretation behauptet, sie sagen

قَالُوا لَقَدْ عَلِمْتَ مَا لَنَا فِي بَنَاتِكَ مِنْ حَقٍّ وَإِنَّكَ لَتَعْلَمُ مَا نُرِيدُ ‎
: "Du weißt doch, dass wir kein Recht [= mâ la-nâ fî banâti-ka min ḥaqq, nicht: sexuelles Interesse] in Bezug auf deine Töchter haben, und du weißt auch, was wir wollen."

Die Meinung, dass nur die Männer gemeint seien, die Lot anspricht, und dass diese sexuelle Absichten gegenüber anderen Männern hätten, geht auf den sogenannten Sodom-Mythos zurück, phantasievollen erfundenen Geschichten, für die als einziger Beleg ein einziges missverstandenes hebräisches Wort im Alten Testament benutzt wird.

Die traditionelle Interpretation widerspricht auch der bestehenden Tatsache, dass nur eine Minderheit einer Population homosexuell ist, nicht ein ganzes „Volk“.

Die Idee, dass der Qur'ân Lots Volk der Homosexualität beschuldigt, stammt aus vormuslimischer Zeit und wurde durch die mawâli (Plural von maulâ) weitergegeben, Muslime, die früher Christen oder Juden waren und bald die Mehrheit der Muslime bildeten, und so in Qur'ân-Kommentare und als erfundene ḥadîṯe zu den Muslimen gelangte.

Muhammad Asad (The Message of the Qur'ân) vertritt die Ansicht, Homosexualität sei verboten und schreibt im Kommentar 50 zu (27:54) auf S 583: „So betonen Zamakhsharî [abū al-qāsim maḥmūd ibn ʿumar al-zamaẖšarī, ca. 1074–1144 (11./12. Jh.)] und Razî [faẖr ad-dīn muḥammad ibn ʿumar ar-rāzī, ca. 1149–1209 (12./13. Jh.)] den Grundsatz, dass eine Revolte gegen die von Gott gewollte Natur der Heterosexualität eine Revolte gegen Gott selbst sei.
Muhammad Asad beruft sich ganz klar nicht auf eine Aussage des Qur'âns, sondern auf eine Behauptung von muslimischen Autoren. Diese darin geäußerte Ansicht lässt sich jedoch mit keinem Wort im Qur'ân belegen und hat daher einen ganz anderen ideengeschichtlichen Hintergrund.

Die Fakten der Schöpfung Allahs, zu denen homosexuelle Lebewesen gehören, sprechen zudem gegen diesen Standpunkt. Homosexuelle Menschen wenden sich mit ihrer Disposition nicht gegen Allah, sondern möchten lediglich ein entsprechendes Leben führen.
Ebenso verfolgt er seine Erkenntnisse nicht zur Überprüfung des übrigen Qur'ân-Textes, wenn er in The Message of the Qur'ân, S.519, Kommentar 3, schreibt.: „Wörtl. „oder mit denen, die ihre rechten Hände besitzen (au mâ malakat aymânu-hum)“. Die meisten Kommentatoren nehmen an, ohne es zu hinterfragen, dass sich das auf weibliche Sklaven beziehe und die Partikel au („oder“) eine zulässige Alternative bezeichne. Diese konventionelle Auslegung ist meines Erachtens insofern unzulässig, als sie auf der Annahme beruht, dass Geschlechtsverkehr mit der eigenen Sklavin ohne Ehe erlaubt ist:“ Und er fährt fort: Da der Koran den Begriff
„Gläubige“ gleichermaßen auf Männer und Frauen bezieht und auch der Begriff azwâǧ („Partner“) sowohl den männlichen als auch den weiblichen Ehepartner bezeichnet, gibt es keinen Grund, dem Ausdruck mâ malakat aymânu-hum die Bedeutung von „ihre Sklavinnen“ zuzuschreiben“.

Muhammad Asad liefert weiteres Material, das die hier im Zusammenhang mit dem Vers (30:21) genannten Feststellungen bestätigt. Aber er vermeidet entsprechende, ihnen innewohnenden Schlussfolgerungen, sodass er eine nicht-qur'ânische, auf heterosexuelle Einschränkung beruhende Sicht akzeptiert.

Hinweis zu dem Wort شهوة – šahwa

Ein kurzer Hinweis zu dem Wort شهوة – šahwa):
Das Wort šahwa kommt einschließlich der Verbformen an 13 Stellen im Qur’ân vor:
- šahwa (sing.): 7:81 und 27:55, d.h. der Singular erscheint nur im Zusammenhang mit dem Volk Lots und wird von Übersetzern, Kommentatoren überwiegend im sexuellen Sinn ver­stan­den.
- šahawât (pl.): 3:14, 4:27 und 19:59 (zur Bedeutung: s.u.)
- als Verbum (VIII. Stamm): 16:57, 21:102, 34:54, 41:31, 43:71, 52:22, 56:21, 77:42, das an keiner dieser Stellen einen sexuellen Nebensinn hat.
(3:14):

زُيِّنَ لِلنَّاسِ حُبُّ الشَّهَوَاتِ مِنَ النِّسَاءِ وَالْبَنِينَ وَالْقَنَاطِيرِ الْمُقَنطَرَةِ مِنَ الذَّهَبِ وَالْفِضَّةِ وَالْخَيْلِ الْمُسَوَّمَةِ وَالْأَنْعَامِ وَالْحَرْثِ ۗ ذَٰلِكَ مَتَاعُ الْحَيَاةِ الدُّنْيَا ۖ وَاللَّهُ عِندَهُ حُسْنُ الْمَآبِ
Verschönt ist den Menschen die Liebe [ḥubb] zu den begehrten [Dingen, Wünschen - as-šahawât]: Frauen, Kinder, aufgespeicherte Haufen von Gold und Silber, wohlgezüchteten Pferden, Viehherden und Saatfeldern. Das ist die Versorgung für dieses Leben; und Allah ist es, bei Dem die schönste Heimstatt ist.

Bubenheim und Elyas übersetzen (hier wird das Wort šahwa besser erkennbar) folgendermaßen:

Ausgeschmückt ist den Menschen die Liebe zu den Begierden, nach Frauen, Söhnen, aufgehäuften Mengen von Gold und Silber, Rassepferden, Vieh und Saatfeldern. Das ist der Genuss im diesseitigen Leben. Doch bei Allah ist die schöne Heimstatt.

Im diesem Vers (3:14) werden Frauen, Kinder, aufgespeicherte Haufen von Gold und Silber, wohlgezüchtete Pferde, Viehherden und Saatfelder als šahawât und als Versorgung Allahs für dieses Leben bezeichnet; und jenen, die Allah fürchten, wird - wie der folgende Vers zeigt - im Jenseits noch Besseres verheißen. An einer anderen Stelle, in (2:267), werden die irdischen Güter "gute Dinge" genannt, um von ihnen zu spenden.

Die gleichzeitige Nennung von anderen Wunschzielen neben den Frauen zeigt, dass auch hier kein sexueller (oder auch kein homosexueller) Aspekt des Begehrens (wie etwa das Wort Sinnenlust o.ä., das in manchen Übersetzungen der Verse von Lot und seinem Volk verwendet wird) im Vordergrund steht, sondern der Wunsch, das Begehren nach einer Vielzahl und nach wertvollen materiellen Dingen, und von Letzteren große Mengen von dem, was das Leben in deren Augen angenehmer und lebenswerter macht.
Der Ausdruck ' شَهْوَةً šahwatan' – bei einem Begehren -, den Lot gemäß dem Qur'ân in 2 der 4 Verse verwendet, in denen er sein Volk tadelt, dass sie zu Männern kommen, nicht (auch) zu Frauen, wird von Qur'ân-Übersetzern auf Grund des von ihnen akzeptierten Sodom-Mythos nur an diesen Stellen im homosexuellen Sinne verstanden, und sie übersehen im Zusammenhang mit dem weiteren Lot-Bericht, dass Lot damit den deutlich minderen Rechtsstatus der Frauen im Volk tadelt.

Das Wort 'šahwa' ist mehrdeutig und kommt einschließlich der Verbformen an weiteren 11 Stellen neben den beiden im Zusammenhang mit Lots Tadel im Qur’ân vor, an denen es jedoch nicht in einem sexuellen oder sogar homosexuellen Sinn verstanden wird. Im Vers (3:14) wird es in Verbindung mit unterschiedlichen Objekten genannt und umschreibt in allen Fällen das 'Begehren', 'Habenwollen' einer großen Menge.

Um zu erfahren, ob es Untersuchungen zur wechelseitigen Beeinflussung zur Bedeutung von Wörtern im Qur'ân durch Qur'ân-Kommentare auf die frühen arabischen Wörterbücher gab, wurde die folgende Frage an ChatGPT gestellt Die Idee dahinter war, dass der Sodom-Mythos mit seinem sexuellen Ansatz als akzeptierte Erklärung für die Geschichte Lots die Bedeutung vom Wort شهوة – šahwa beeinflusste und diese wiederum rückwirkend als Beleg für einen solchen Wortsinn verwendet wurde:

ChatGPT


Die Frage an ChatGPT lautete:
"Gibt es den Einfluss des Korans, ca. 610 - 632 entstanden und ca. 644 - 656 kodifiziert, oder besser: gibt es Belege für den Einfluss der ältesten Koran-Kommentare auf die ältesten arabischen Wörterbücher, deren Verfasser ja nach dieser Zeit lebten? Beispiel: das Wort šahwa = شهوة"
Die Antwort von ChatGPT:
Ja, es gibt durchaus interessante Belege und Forschung zu den Wechselwirkungen zwischen den ältesten Koran-Kommentaren und den arabischen Wörterbüchern, insbesondere wenn es um die Entwicklung und Präzisierung der Bedeutung von Wörtern geht. Die Frage nach dem Einfluss von Koran-Kommentaren (Tafsir) auf die Entstehung der arabischen Lexikografie ist dabei besonders relevant, wenn man bedenkt, dass sowohl der Koran als auch die ersten arabischen Wörterbücher in der Zeit nach der Sammlung des Korans und seiner Kodifizierung (ca. 644–656 n. Chr.) entwickelt wurden.
1. Der Koran und die Entstehung der arabischen Wörterbücher:
Die ersten Wörterbücher der arabischen Sprache wurden im Wesentlichen im 8. bis 9. Jahrhundert verfasst, etwa mit Werken wie "al-Ayn" von al-Farrāʾ (gest. 822) und "al-Muhkam" von Ibn Sīda (gest. 1066). Diese Werke zielen darauf ab, die Bedeutungen von Wörtern zu sammeln, ihre Etymologie zu erklären und oft auch regionale Varianten oder unterschiedliche Lesarten zu dokumentieren.
Gleichzeitig wurden zu dieser Zeit auch die ersten Tafsir-Kommentare des Korans verfasst, die die Bedeutung und den Kontext der koranischen Verse erklärten. Diese Tafsir-Werke beeinflussten die Wortbedeutungen, insbesondere in den Fällen, in denen der Koran Textstellen enthält, die mehrdeutig sind oder auf Wörter zurückgreifen, deren Bedeutung im klassischen Arabisch nicht immer eindeutig war.
2. Beispiel: Das Wort „šahwa“ (شهوة):
Das Wort „šahwa“ bedeutet in der Regel „Lust“, „Begierde“ oder „Verlangen“. Es taucht in verschiedenen Kontexten im Koran auf und bezieht sich meist auf sinnliche Begierden oder das Verlangen nach weltlichen Dingen. In den Tafsir-Kommentaren wird das Wort oft im Zusammenhang mit den Verlockungen der Welt (dunya) oder der menschlichen Natur erklärt.
In den älteren arabischen Wörterbüchern wird „šahwa“ typischerweise als „körperliche Begierde“ oder als „Lust“ beschrieben, insbesondere in einem sexuellen Kontext. Diese Bedeutungen finden sich auch in den Tafsir-Kommentaren wieder, wo „šahwa“ häufig in Verbindung mit menschlichen Schwächen oder Versuchungen diskutiert wird.
Ein Beispiel für den Einfluss der Tafsir-Tradition auf die lexikalische Bedeutung findet man, wenn die Erklärung eines Koranverses, der „šahwa“ verwendet, detaillierte Einblicke in die feinen Unterschiede der Bedeutung des Wortes gibt. So könnte ein Kommentator wie al-Tabari (gest. 923) oder Ibn Kathir (gest. 1373) spezifische Kontexte hervorgehoben haben, die später auch die Definition und Verwendung des Begriffs in Wörterbüchern beeinflussten.
3. Der Einfluss der Tafsir-Kommentare auf die Wörterbuchdefinitionen:
Einige Wörterbücher, die nach der Zeit der ersten Tafsir-Kommentare verfasst wurden, integrieren die lexikalischen und semantischen Entwicklungen, die durch die Tafsir-Tradition geprägt wurden. Diese Kommentatoren könnten eine spezifische Bedeutung von „šahwa“ aus dem Koran und seinen Kommentaren übernommen haben, und sie halfen somit, die präzisere und kontextualisierte Bedeutung von Wörtern im klassischen Arabisch zu etablieren.
Die Wörterbuchverfasser stützten sich auf die Tafsir-Kommentare als eine Art kanonische Quelle für die richtige Interpretation von Wörtern im Koran. Diese Bedeutungsklärung konnte dann auf die Definitionen im Wörterbuch übertragen werden, um die korrekte Interpretation der Begriffe zu sichern.
Fazit:
Die ältesten Koran-Kommentare (Tafsir) hatten definitiv Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung der arabischen Lexikografie. Sie gaben den Verfassern der ersten arabischen Wörterbücher eine wertvolle Grundlage, um die Bedeutung von Wörtern im Kontext des Korans präzise zu definieren. Der Fall des Wortes „šahwa“ zeigt, wie Wörter, die im Koran verwendet wurden, nicht nur aus einem rein linguistischen, sondern auch aus einem theologischen und kulturellen Kontext heraus verstanden wurden, was wiederum die lexikalische Definition beeinflusste."

ChatGPT gibt als Fazit an: „Die ältesten Koran-Kommentare (Tafsir) hatten definitiv Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung der arabischen Lexikografie. Sie gaben den Verfassern der ersten arabischen Wörterbücher eine wertvolle Grundlage, um die Bedeutung von Wörtern im Kontext des Korans präzise zu definieren. Der Fall des Wortes „šahwa“ zeigt, wie Wörter, die im Koran verwendet wurden, nicht nur aus einem rein linguistischen, sondern auch aus einem theologischen und kulturellen Kontext heraus verstanden wurden, was wiederum die lexikalische Definition beeinflusste.“
So ist davon auszugehen, dass die stark sexuell, im Falle der Verse von Lot und seinem Volk die homosexuell gefärbte Bedeutung den weiteren Gebrauch bestimmte.

Zeitpunkt der Offenbarung von (3:14)

Dafür spricht auch der Zeitpunkt der Offenbarung von (3:14), (aus dem Buch „Islam und Homosexualität im Qur’ân und der ḥadîṯ-Literatur, Teil 4, Untertitel: tafsîr-Geschichte, der Einfluss der mawâlî auf das Denken der Muslime, wie er sich in alten Kommentaren widerspiegelt“:

Im Vorwort zu sûra 3 (âl ʿimrân), S. 65, The Message of the Qur'ân, von Muhammad Asad, heißt es u.a.:
„Diese sûra ist die zweite oder (nach einigen Autoritäten) die dritte, die in Medina offenbart wurde, offenbar im Jahr 3 AH: Einige ihrer Verse gehören jedoch zu einer viel späteren Periode, nämlich zum Jahr vor dem Tod des Propheten (10 AH).“

Vorwort sûra 4 (an-nisâ'), S. 100, The Message of the Qur'ân, von Muhammad Asad, u.a.
„Es besteht kein Zweifel, dass diese sûra in ihrer Gesamtheit in die Zeit von Medina gehört. In der Reihen­folge der Offenbarung folgt sie entweder unmittelbar auf âl ʿimrân [...]. Im Großen und Ganzen ist es jedoch am wahrscheinlichsten, dass sie im vierten Jahr nach der hiǧra offenbart wurde, obwohl einige ihrer Verse zu einer früheren und Vers 58 zu einer späteren Periode gehören könnten.“

Mit anderen Worten: Es ist nicht auszuschließen, dass der Vers (3:14) vor dem Vers (4:3), der sich auf die Situ­ation nach der Schlacht bei uḥud im Jahre 3 AH bezieht, in der viele muslimische Männer ihr Leben ließen und als Folge ihre Frauen Witwen und ihre Kinder Waisen wurden, offenbart wurde. Im Letzteren wird die maximale Anzahl der Frauen, die ein Mann heiraten darf, auf 4 beschränkt.

Fasst man die Angaben bei Abû 'Abdallāh al-Zanǧâni, Die Geschichte des Qur'an, Hamburg 1999, im Kapitel 'Die Datierung der Suren' (S. 50 - 55) über die Reihenfolge der Offenbarungen in Medina, hier mit weiteren Angaben bei Muhammad Asad über die betroffenen Suren, zusammen, so ergibt sich folgendes Bild:

al-baqara (sûra 2, außer Vers 281)
al-anfâl (sûra 8)                                ca. 2 AH
âl ʿimrân (sûra 3) mit Vers (3:14)
al-aḥzâb (sûra 33)                           ca. ab Ende 6 AH bis 7 AH
al-mumtaHanâ (sûra 60)                 in 7 AH - 8 AH
an-nisâ' (sûra 4) mit Vers (4:3)
usw.

Das bedeutet wohl, dass in Vers (3:14) wirklich eine große Zahl an Frauen angesprochen wird, die die Män­ner sich neben vielen Kindern usw. wünschten, so wie es vor der Offenbarung von (4:3) möglich war.“

Der Vers (30:21) über zwischenmenschliche Partnerschaften

Im Qur'ân (30:21) setzt Allah zudem alle zwischenmenschlichen Partnerschaften auf eine und dieselbe Stufe, ohne Ausnahmen und Einschränkungen:

وَمِنْ آيَاتِهِ أَنْ خَلَقَ لَكُم مِّنْ أَنفُسِكُمْ أَزْوَاجًا لِّتَسْكُنُوا إِلَيْهَا وَجَعَلَ بَيْنَكُم مَّوَدَّةً وَرَحْمَةً ۚ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَاتٍ لِّقَوْمٍ يَتَفَكَّرُونَ
„Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er (männliche bzw. weibliche) Partner (ازواج) für euch (Männer und Frauen) aus euch selber erschuf, auf dass ihr (Männer und Frauen) Frieden bei ihnen findet, und Er hat Liebe und Zärtlichkeit zwischen euch gesetzt. Hierin sind wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt.“

Im Qur'ân (30:21) beschreibt Allah alle sexuellen Partnerschaften unter den Menschen als gleichwertige, wünschenswerte, von Ihm so gewollte Verbindungen, wenn man nicht willkürlich einfache Regeln und Möglichkeiten der arabischen Sprache missachtet.

Damit diese Partner eine sexuelle Beziehung eingehen können, gibt es die Ehe, die daher analog auch für Partner des gleichen Geschlechts gilt; da sie im Wortlaut eingeschlossen sind.

Zwei Menschen werden im eigentlichen Sinn erst durch eine Ehe zu Partnern (ازواج , azwâǧ), und für zwei Menschen des gleichen Geschlechts gilt das ebenso per Analogieschluss (arabisch: قياس: - qiyās).

Der Qur'ân sagt hier, dass Allah (männliche und weibliche) Partner (ازواج) für euch (Männer und Frauen) aus euch selber erschuf:
Aus euch selber, nämlich aus jeweils einem Mann und einer Frau. Und wie wir wissen, wird ein kleiner Teil der Nachkommenschaft homosexuell und das auf Grund der in der Schöpfung angelegten Möglichkeiten. Und Allah erklärt alle, ausnahmslos alle, zu „Partnern (ازواج) für euch“, d.h jeder kann einen Partner/eine Partnerin unter ihnen finden.

Er bezeichnet sie als „Seine Zeichen“ und sagt im letzten Teil des Verses, dass es Zeichen für Leute seien, die nachdenken, wirklich nachdenken, und das bedeutet auch, kritisch nachdenken, hinterfragen, über den Inhalt des Verses und seine Auswirkungen auf das Leben der Menschen.

Der verwendete Plural أَزْوَاجً (azwâǧ) – Partner, Gatten, Gattinnen in dem Vers ist der Plural sowohl von زوج (zauǧ, m. – Teil eines Paares, Paar, Partner, Partnerin ...) als auch زوجة (zauǧa, f. – Partnerin, Gattin, ..), er ist somit geschlechtsneutral, umfasst beide Geschlechter. Ebenso spricht Allah hier zu allen Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, da das Arabische die männliche Form verwendet, wenn Frauen und Männer angesprochen werden.

Der Ausdruck إِلَيْهَا – ilay-hâ – (hier wiedergegeben mit: bei ihnen) ist ein Femininum Singular und bezieht sich auf das vorstehende Wort أَزْوَاجًا  - – (Partner, Partnerinnen), ein arabisches Wort in gebrochener Pluralform. Dazu Carl Brockelmann, Arabische Grammatik, S. 94 f.: „...Auch die sog. (= so genannten) gebrochenen Plurale ... sind eigentlich bloß Kollektivformen. Die Sprache betrachtet sie als Singulare generis feminini und konstruiert sie demgemäß.“

Aus dem qur'ân-widrigen Verbot von Homosexualität seitens einiger Muslime resultieren zahllose unglückliche Zwangsehen, Selbsthass der Betroffenen und Selbstmorde.

Zu der Frage, ob eine Ehe ohne Kinder gültig sei, gibt es im Qur'ân eine klare Antwort. Einerseits sind alle Regeln für einen نكاح (nikâḥ = Ehe (-vertrag/-bund) bzw. زواج  (zawâǧ = Ehe, Partner-schaft) für alle gültig. Denn er macht die Menschen erst zu Partnern (ازواج , azwâǧ). Zumal es nirgendwo im Qur'ân ein Heiratsverbot gibt zwischen Menschen desselben Geschlechts. Ebenso ist und bleibt eine Ehe auch ohne Nachkommen gültig, Qur’ân Verse (42: 49, 50):

لِّلَّهِ مُلْكُ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ ۚ يَخْلُقُ مَا يَشَاءُ ۚ يَهَبُ لِمَن يَشَاءُ إِنَاثًا وَيَهَبُ لِمَن يَشَاءُ الذُّكُورَ
أَوْ يُزَوِّجُهُمْ ذُكْرَانًا وَإِنَاثًا ۖ وَيَجْعَلُ مَن يَشَاءُ عَقِيمًا ۚ إِنَّهُ عَلِيمٌ قَدِيرٌ

Allahs ist das Königreich der Himmel und der Erde. Er schafft, was Ihm beliebt. Er beschert Mädchen, wem Er will, und Er beschert Knaben, wem Er will:
Oder Er gibt beides, Knaben und Mädchen; oder Er macht unfruchtbar, wen Er will; Er ist allwissend (und) bestimmt das Maß

Folglich sind unter einem نكاح  (nikâḥ) homosexuelle Verbindungen ebenso legal wie heterosexuelle. الحمد لله. Und der Vers schließt so alle ein, die heute oft mit LSBTIQ zusammengefasst werden. Überdies betont der Qur’ân im letzten Satz des Verses:

Nachdenken statt einfach vorhandenen Meinungen zu folgen

Der Qur'ân hat mit der Akzeptanz diverser sexueller Partnerschaften einen ganz besonderen Ansatz:

Im Qur'ân (30:21) beschreibt Allah alle sexuellen Partnerschaften unter den Menschen als gleichwertige, wünschenswerte, von Ihm so gewollte Verbindungen, wenn man nicht willkürlich einfache Regeln und Möglichkeiten der arabischen Sprache missachtet. Damit diese Partner eine sexuelle Beziehung eingehen können, gibt es die Ehe, die daher analog auch für Partner des gleichen Geschlechts gilt. Er bezeichnet sie als „Seine Zeichen“ und sagt im letzten Teil des Verses, dass es Zeichen für Leute seien, die nachdenken, und das bedeutet auch, kritisch nachdenken, hinterfragen, über den Inhalt des Verses und seine Auswirkungen auf das Leben der Menschen.
Das gilt ebenso für alle anderen Fragen.

Die Position vieler Muslime, sich ohne nachzudenken auf überlieferte Ansichten der Vergangenheit zu berufen, steht im krassen Gegensatz zur Position des Qur'âns, der die Befolgung des Wortes Allahs anordnet (5:104):

وَإِذَا قِيلَ لَهُمْ تَعَالَوْا إِلَىٰ مَا أَنزَلَ اللَّهُ وَإِلَى الرَّسُولِ قَالُوا حَسْبُنَا مَا وَجَدْنَا عَلَيْهِ آبَاءَنَا ۚ أَوَلَوْ كَانَ آبَاؤُهُمْ لَا يَعْلَمُونَ شَيْئًا وَلَا يَهْتَدُونَ
Und wenn ihnen gesagt wird: 'Kommt her zu dem, was Allah herabgesandt hat, und zu dem Gesandten', sagen sie: 'Und genügt das, worin wir unsere Väter vorfanden.' Und selbst wenn ihre Väter kein Wissen hatten und nicht auf dem rechten Wege waren!

Die Vorgeschichte der traditionellen Interpretation

In den traditionellen Interpretationen/Kommentaren gibt es eine bestimmte Ansicht über Homosexualität, über deren Verbot oder Zulässigkeit. In dem Buch „Islam und Homosexualität im Qur’ân und der ḥadîṯ-Literatur, Teil 4, Untertitel: tafsîr-Geschichte, der Einfluss der mawâlî auf das Denken der Muslime, wie er sich in alten Kommentaren widerspiegelt“,  werden 15 alte Qur'ân-Kommen­tare der ersten muslimischen Jahrhunderte zu den Themen „Lot und sein Volk“ untersucht, ebenso zur Geschichte von Josef (yûsuf) und Jakob (yaʿqûb) einschließlich dem Wort šahwa - Begehren darin.
In ihnen wird die Einstellung der Muslime zu mann-männlicher Liebe vorgezeichnet - ein weitgehend verheerendes Bild.

Nur mit Beklemmung kann man „Kommentare“ zur Kenntnis nehmen, die im Zusammenhang von Lot und seinem Volk auf anale Vorstellungen zurückgreifen, denn nichts davon finden wir im Qur'ân, aber alles im Detail im Text dieser Kommentare.

Aus vor-muslimischer Literatur taucht dort die Vorstellung von Analverkehr auf und auch, dass die Sodomiter auch mit ihren Frauen anal verkehrt haben sollen. Diese Idee wird darin als jüdisch-christliches 'Erbe' übernommen.
Solche Vorstellungen sind in 6 der 15 Kommentare zu finden.

Zu der Frage, ob Analsex im Qur'ân verboten sei, hier ein relativ kurzes Zitat aus dem Buch von Ali Ghandour „Liebe, Sex und Allah: Das unterdrückte erotische Erbe der Muslime“ S. 143 zu dem Vers (2:223):
„Eine andere Partei stützte ihre Interpretation auf die Geschichte eines Gefährten des Propheten, der seine Frau anal penetrierte. Danach fragte er den Propheten, ob seine Tat falsch gewesen sei. Als Antwort darauf wurde die Passage „Eure Frauen sind für euch ein Saatfeld. So kommt zu eurem Saatfeld [wann?] [wie?] [wo?] ihr wollt“ als Koranvers offenbart. Der Hauptvertreter dieser Interpretation war der Prophetengefährte und Sohn des zweiten Kalifen Ibn 'Umar (gestorben 693). Seine Position zur Zulässigkeit der Sodomie wurde von vielen Gelehrten Medinas verteidigt, darunter Malik, der Gründer der malikitischen Tradition, sowie seine führenden Schüler. Später versuchten Malikis jedoch, diese Einschätzung zu revidieren.“

Auf S. 142 gibt er zu dem arabischen Text den Hinweis: „Die Präposition annâ [arabisch: أَنَّىٰ ], die hier benutzt wurde, kann im Arabischen je nach Kontext wann, wie oder wo bedeuten.“

Obwohl die Mehrzahl der Kommentare (9 von 15) keine sexuellen Vergehen bei Lots Volk kennt, sondern zum Teil eher bloße Unarten der Bewohner der Stadt Lots (sie ließen die Kleidung über den Boden schleifen, kauten Mastix (Harz vom Mastixbaum) und stellten unterwegs Fragen), war der Ein­fluss der übrigen 6 auf das Denken der Muslime größer und hat sich bis heute durchgesetzt, offenbar, weil durch deren Narrative das vermeintliche „Vorwissen“ der Menschen und deren Phantasie stärker an­ge­sprochen wird.

Weiter werden 16 alte Wörterbücher auf die Erklärung von dem Wort šahwa geprüft:
Diese ältesten erhaltenen Wörterbücher entstanden alle einige Zeit nach der Offenbarung des Qur'âns, so dass ein Einfluss des Sodom-Mythos und der Gedankenwelt der mawâli-Generation auf sie nicht ausgeschlossen werden kann.

Kopieren von Büchern erfolgte damals handschriftlich, da es den Buchdruck noch nicht gab. So konnten Kopisten Ergänzungen und 'Korrekturen' ja ohne weiteres einfügen. Ko­pie­ren bedeutete in der Vergangenheit, Bücher abzuschreiben - es war der einzige Weg weitere Exem­plare zu erstellen. Und das bot so die Möglichkeit, die Vorlage zu 'verbessern' und zu ergänzen.

So merkt Wikipedia beim ältesten erhaltenen Wörterbuch kitâb al-ʿain von al-ẖalîl ibn aḥmad an:
„Es gibt jedoch einige Zweifel daran, ob das Buch in seiner modernen Ausgabe das Original von al-Chalil ist, oder ein Werk, das basierend auf dem Original fortgeschrieben wurde.“


ḥadîṯe- احايث

Was ist ein ḥadîṯ? Er ist eine Überlieferung, die auf den Propheten () zurückgeführt wird, auf das, was er tat oder sagte. Er besteht aus 2 Teilen, dem isnâd, der Überliefererkette, d.h. der Nennung der Personen, die ihn überlieferten, und dem matn, dem eigentlichen Text der Überlieferung.

Im Laufe der Zeit vermehrten sich „ḥadîṯe“ immer mehr, es gab bald Erfindungen und Fälschungen in ungeheurer Zahl.
Muslimische Gelehrte entwickelten als Folge davon die ḥadîṯ-Wissenschaften und formulierten unter anderem eine Art „
Faustregel“, wie man am besten authentische Überlieferungen von gefälschten unterscheidet.

Dr. muḥammad ʿaǧǧâǧu`l-ẖaṭîb führt in seinem Buch uṣûlu`l-ḥadîṯ - ʿulûmu-hu wa muṣṭalaḥu-hu, Seite 432 - 436, neben anderem folgende Regel auf über abzulehnende Überlieferungen (ähnlich Dr. ṣubḥiyyu`ṣ-ṣâliḥ ʿulûmu`l-ḥadîṯi wa muṣṭalaḥu-hu, S. 211).:
„3 - Das, was zum Wortlaut des Buches [= Qur’ân] im Widerspruch steht oder zu der über eine große Zahl von Wegen [arabisch: mutawâtir] überlieferten sunna oder zum iǧmâʿ. [...].“
Weiter sagt er in uṣûlu`l-ḥadîṯ - 'ulûmu-hu wa muṣṭalaḥu-hu, Seite 319:
"Die Gelehrten vertreten über die Aufstellung dieser Rangfolge (der Betraubarkeit von ḥadîṯen) die nachstehende Ansicht:

1.Rang: Der ṣaḥîḥ [der authentische ḥadîṯ], den al-buẖârî und muslim gemeinsam auswählten; das nennen die ḥadîṯ-Wissenschaftler muttafaq 'alay-hi [= worin (beide) übereinstimmen].
2. Rang: Der ṣaḥîḥ, den al-buẖârî allein aufweist, nicht jedoch muslim.
3. Rang: Der ṣaḥîḥ, den muslim allein aufweist, nicht jedoch al-buẖârî.
[.....]“.
Eine Untersuchung der ḥadîṯe, die als ein Verbot oder eine Verurteilung von Homosexualität verstanden wurden, zeigte, dass sie alle keine (im strengen Wortsinn) authentische ḥadîṯe sind. (im Buch: "Islam und Homosexualität im Qur’ân und der ḥadîṯ-Literatur", Teil 2 mit dem Untertitel: ḥadîṯ-Literatur, Die Überlieferungen. 

Auf der anderen Seite gibt es ḥadîṯe, die sowohl von al-buẖârî und muslim für ihre Sammlungen ausgewählt wurden, die also zur Kategorie muttafaq 'alay-hi gehören. Sie zeigen, dass homosexuellen Männern erlaubt war, sich in den Häusern der Frauen des Propheten aufzuhalten:

al-buhârî, ǧâmiʿu`ṣ-ṣaḥîḥ, nikâḥ 114, Band 3, S. 266

ḥaddaṯa-nâ ʿuṯmân ibn abî šayba

حدثنا ‏ ‏عثمان بن أبي شيبة


ḥaddaṯa-nâ ʿabda

حدثنا ‏ ‏عبدة


ʿan hišâm ibn ʿurwa

عن ‏ ‏هشام بن عروة

     61 - 146

ʿan abî-hi

عن ‏ ‏أبيه ‏

23/29 -  92/101 / ʿurwa ibnu`z-zubayr

ʿan zaynab ibna umm salama

‏عن ‏ ‏زينب بنت أم سلمة


ʿan umm salama

عن ‏ ‏أم سلمة

          - 59/60

أن النبي ‏ ‏صلى الله عليه وسلم ‏ ‏كان عندها وفي البيت مخنث فقال ‏ ‏المخنث ‏ ‏لأخي ‏ ‏أم سلمة ‏ ‏عبد الله بن أبي أمية ‏ ‏إن فتح الله لكم ‏ ‏الطائف ‏ ‏غدا أدلك على ‏ ‏بنت ‏ ‏غيلان ‏ ‏فإنها تقبل بأربع وتدبر بثمان فقال النبي ‏ ‏صلى الله عليه وسلم ‏

‏لا يدخلن هذا عليكن

anna`n-nabiyya (ṣalla`llâhu ʿalay-hi wa sallam) kâna ʿinda-hâ wa fî`l-bayti muẖannaṯun fa-qâla`l-muẖannaṯ li-ahî umm salama ʿabdi`llâhi ibn abî umayya: in fataḥa`llâhu ʿalay-kumu` ṭ- ṭâ’ifa ġadan adullu-ka ʿalâ`bnati ġaylân fa-inna-hâ tuqbilu bi-arbaʿin wa tudbiru bi-ṯamânin wa qâla`n-nabiyyu (ṣalla`llâhu ʿalay-hi wa sallam):

lâ yadẖulanna hâḏâ  ʿalay-kunna

Übersetzung:

Von umm salama,

dass der Prophet (ṣ.) bei ihr war, und im Haus war ein Schwuler [muẖannaṯ]. Da sagte der muẖannaṯ zu dem Bruder von umm salama, ʿabdu`llâh ibn abî umayya: Wenn Allah euch morgen den Sieg über [die Stadt] ṭâ’if ermöglicht, zeige ich dir die Tochter von ġaylân. Denn sie hat von vorne vier und von hinten acht [Fettfalten]. Und der Prophet (ṣ.) sagte:

Dieser soll nicht bei euch eintreten.


Das Wort muẖannaṯ ist offenbar das alte arabische Wort für jemanden, der sich nicht allein in seinem Verhalten von anderen Männern unterschied, sondern auch in seinem sexuellen Interesse.

Die Überlieferungen über muẖannaṯûn, die ungehinderten Zugang zu den Frauen des Propheten hatten, bezeugen dies unübersehbar, ebenso wie ʿâ’išas Einschätzung, dass sie zu denen gerechnet wurden, die der Qur’ân in (24: 31) als غَيْرِ أُولِي الْإِرْبَةِ - ġayr ûlî`l-irbati (Leute ohne Geschlechtstrieb) bezeichnet - aus Sicht einer Frau ist dies in dem Sinne korrekt, da diese Leute nach ihrer Erfahrung ja kein sexuelles Interesse an Frauen haben.

Soweit die Überlieferungen auf die als Zeugin des Vorfalls genannte Frau des Propheten, umm salama, zurückgeführt werden oder auf ʿâ’iša, die es direkt aus ihrem Mund erfahren haben kann, verbietet der Prophet nicht allen diesen Männern deren Häuser, sondern lediglich jenen, die über ihre Begegnungen zu anderen sprechen.

Das abschließende Fazit:

Es kann hier festgehalten werden:
Es ist sicherlich ausgeschlossen, dass Allah bei Seiner Offenbarung Sich auf Phantasiegeschichten bezogen hat, wie sie im Sodom-Mythos auftauchen und zweifelhafter Herkunft sind.

Wenn einige Muslime weiterhin behaupten, Homosexualität sei im Islam (auf Basis des arabischen Qur'ân-Textes und authentischer ḥadîṯe) verboten, dann sagen sie – vielleicht unwissend – die Unwahrheit, mit krasseren Worten: Sie verbreiten Lügen. Und sie tun das über die Offenbarung Allahs.

Homosexuelle Menschen schaden auf Grund ihrer besondere Form von Sexualität niemandem, sondern sie wollen ihr Leben gemäß ihrer fiṭra, ihrer natürlichen Anlage, führen, die Allah ihnen mitgab, so wie es den heterosexuellen Menschen ohne Einschränkungen zugestanden wird.

Es gibt keinen Vers im Qur'ân, auch gibt es keinen (im Wortsinn) authentischen ḥadîṯ, (ḥadîṯ  ṣaḥîḥ – حديث صحيح), der Homosexuelle verurteilt oder ihre Lebensweise verbietet.

Lasst Vorsicht walten gegenüber traditionellen Meinungen.
Haltet euch nur an den Qur'ân und die unbestreitbaren Fakten!

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Artikel und Beiträge auf Englisch und Arabisch:
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